Aus vergangenen Tagen

Aufzeichnungen von JOSEF KÖGL, Lehrer, Messner, Organist, Werksbrudermeister und Schützenhauptmann vom Jahre 1783 bis 1826.
Diese Aufzeichnungen waren verborgen seit 1826 im Turmknopfe der Pfarrkirche Bad Häring
 
1826
Den 26isten September wurde dieser Spitzthurmknopf neuvergoldeter, nachdem der ganze Thurm neu angestrichen, von dem Zimmermeister Melchior Mühltreutner neu aufgesteckt.
Das vorletzte mahl wurde dieser Thurm im Jahre 1782 von Mathias Brarmayer, Zimmermeister, Mühler und Sagmeister auf der Bruggermühle zu Kirchbichl, neu gedeckt und angestrichen; ehvor war das Thurmdach um die Hälfte kürzer.  Seit dieser Zeit hat sich für Häring folgendes Merkwürdiges zugetragen.
 

Aufzeichnungen aus dem Knopfe:

1783 und 1784 wurden mehrere junge Häringer zum Türkenkriege, anfangs freiwillig dann gezwungen in das Neugebauer- und Bender- Regiment genohmen, wenige kamen zurück. Die meisten starben in Ungarn.
1785 wurde das K.K. Steinkohlenbergamts-Haus erbauet und mit dem Bergbau immer grössere Fortschritte gemacht.
1787 wurde aus dem Kloster Kiemsee der erste Vikar und Seelsorger nach Häring gesetzt.
1788 wurde das Seelsorgshaus nebst Schulstube erbaut. In diesem Johann Kohlseisen von Kramzach das erste mal schule hielt.
1789 wurde eine 6 Register Orgel gekauft und viele Kinder in Söll und Hopfgarten gefirmet.
1790 Kaiser Joseph II starb den 19.Febr. und Leopold II desselben Bruder wurde Kaiser.
1792 starb den 28. Febr. Kaiser Leopold II und es kam unser dermalige Kaiser Franz zur Regierung. Es kam auch der damalige Schullehrer Josef Kögl, Meßner und Schullehrer Sohn in Kirchbichl nach Häring.
1793 waren ben 9 Wochen 150 Mann sehr schöne, große, österreichische Gränertieren auf dem druchmarsche zum Franzosen Krieg im Standquartier.
1794 wurden einigen Kindern von Häring in Kufstein durch hochwürdigen Weihbischof das H. Sacrament der Firmung ertheilt.
1796 mußten 24 Bergknappen wegen Feindlicher Einbrüche der Franzosen nach Martinsbruck, Nauders, Vintschgau, zur Schweizerischen und Italienischen Gränze, die Straßen unterminieren und Schanzen erbauen. Sie erhielten auch silberne Ehren Medalien als tapfere Landesvertheitiger.
1797 mußten auch 12 Häringer Bauern als  Landesvertheitiger-Schützen, auch andere Häringer als Milizioten auf die Gränzen nach Italien, Schweiz, Schwaben und Bayern.
Sie erhielten auch nach geendeten Feldzug die Ehrenmedalien. Dieses Jahr herrschte auch eine schreckliche Viehseuche, welche einigen Bauern die Ställe ganz ausleehrte.
1800 das Papiergeld und Banco-Zettel nahmen ihren Anfang. Dieses Jahr war auch sehr unruhig. Beinahe das ganze Jahr standen die Landesvertheitiger auf den Gränzen. Die Bergknappen unter H. Hauptmann Franz Grienner, Bergschreiber allhier, besetzten sowie die Gemeinde unter ihren Sturmhauptmann Peter Aufinger, Schneiderbauer zu Häring, den Thierberg, Kiefer, Hechtsee, Lauchbrett, Lausbichl, Kiechlsteg, und Bichelwang. Nachdem die Hauptschlacht verloren ging kamen die Franzosen durch Bayern nach Kiefer. Aber hier griffen die Tiroler nicht an sondern setzen nur einen roth gekleideten Kürassier zu Pferd als Vorposten in den Wald zu Laiming, jenseits des Kaiserbaches.
1803 hatte es am 15. Juni einen sehr tiefen Schnee, dann schädliche Reife.
1805 Gegen Ende des Jahres mussten wiederum mehrere Häringer in Schützenkompanien eingetheilt, auf die Vorposten nach Thiersee wo Bayr und Franzosen vereinigt anrückten und von den Tirollern zurück gejagt wurden. So trieben auch die Landesvertheitiger von Kitzbichler Langericht allein beinahe die ganze bayrische Armee bey Pass Strub zurück. Aber die Franzosen brachen über die Scharnitz herrein und besetzten Tiroll, nachdem die Hauptschlacht bei Ulm verloren gegangen war. Es mussten sehr viele Mehlfuhren und andere Kriegs-Roboten verrichtet werden, auch geschahen viele Einquartierungen von Kaiserlichen Soldaten, so wie in allen vorigen Kriegsjahren.
1806 kam Tirol unter königlich bayrische Regierung. Es wurden überall neue Einrichtungen gemacht und beim Steinkohlen Bergbau beinahe alles abgeändert. Es waren unter den bayrischen Beamten auch eigene sehr liederliche, welche die Leute eigenmächtig plagten und quälten und böse Dinge verübten und auf diese Art die Tiroler mit der Regierung sehr unzufrieden machten. Aber die Häringer Knappen hatten das Gefühl sehr brave Beamte zu bekommen.
1807 besuchten die königlich bayr. Minister und Directoren den Steinkohle Bergbau. Die Knappen bekamen bayrische Bergkleider, welche sie an Festtagen und Prozessionen zum Parade machen anziehen mußten. Es mußten auch 12 Bergknappen zur Saline nach Rosenheim die Salzwasserleitung von Reichenhall, 8 Stund lange Strecke nach Rosenheim, herstellen helfen.
1808 wurden 130 tausend Zenten Steinkohle aus der Grube befördert, wodurch die Bauern das ganze Jahr Steinkohlen nach Kastengstatt zu verfrachten hatten und sich das meiste verdienen konnten. Auch das Arbeitspersonal bestand aus 76 Mann. Folglich hat in diesen Jahr das Steinkohlenwerk die höchste Wohlstandsstufe erreicht. Doch glaubten die Häringer unter österreichischer Regierung noch besser zu werden.

1809 als das ganze Land Tirol von der bayrischen Herrschaft sich mit Gewalt losschlagen und kaiserlich werden wollte so nahmen auch die Häringer daran freudigen und thätigen Antheil. Sie waren auch die ersten welche bei Kirchbichl und Hirnbach die Ordonanzen aufhoben und bei den Überfuhren am Inn die bayrischen Wachten gefangen nahmen und am 14. April geschwind die Kufsteiner Festung blockierten und zu Endach Piketer aufstellten. Als am 11. May, Christi Himmelfahrtstage, zugleich die ganze bayrische Armee herein brechen wollte, da standen die Feuerschützen von Häring bei Weindhaußen und Paßthurn unter dem Hauptmann Christian Jöchler, Kramer zu Kirchbichl, dann einige bei der 2ten Schützenkompanie unter Hauptmann Sebastian Hechenblaikner beim Waldschnauer zu Oberndorf, bei der Festungsblockade im Kufsteiner Wald, Weißach und Endach. Die übrigen Häringer als Landstürmer unter Hauptamann Peter Aufinger ebenfalls bei Erl und Sachring. Die Bergknappen unter Hauptmann Josef Kögel, Schullehrer zu Häring, standen in Ursprung gegen bayrisch Zell. Alle hatten einen sehr heißen Tag und hatten mit einem Feind zu kämpfen, welcher mit Kanonen, Bomben un Kartätschen unter uns feuerte. Wir hatten nichts als unsere Flinten und Stutzen nebst Landsturm Waffen. Aber (Gott lob!) ist keiner verlohren gegangen als der Pixenmacher Alois Weindl auf der Lizl zu Häring, welcher durch eine Kugel im Bauch getroffen wurde und in Erl, als das ganze Dorf nebst Kirche verbrannte in einem Backofen jämmerlich umkam. Von benachbarten Gemeinden wurden mehrere erschossen und bleßiert. Da der Feind die Kirche zu Kirchbichl ganz ausblünderte und verunreinigte, auch die Häuser bei der Landstrasse ausraubte und in Brand steckte und kein Mensch vor dem Feind sicher war so wurde am Pfingstsonntag der Kirchliche Gottesdienst in Häring gehalten, bey welchem mehrere hundert geflüchtete und ausgeplünderte Menschen gegenwärtig waren und mit weinenden Augen betheten. Nach dem sich die Feinde im oberen Innthal festsetzen wollten so wurden sie von den Thalbewohnern überall beunruhiget und abgeschnitten und da sie keine Munizion mehr hatten mussten sie wiederum durch Tirol wiederum hinaus reterieren.
Am 28. Juli brachen zu zweiten mal 60.000 Bayr, Sachsen, Würthenberger ec. bey Lofer herein. Eine französische Armee kamm durch das Pustertal und aus Italien herein; sie konnten sich ebenfalls vor den in Maßa aufgestandenen Tirollern nicht halten und mußten wiederum durchs Land hinaus weichen.
Endlich am 18. Oktober wurde zum dritten mal unser liebes Vaterland auf allen Seiten zugleich angegriffen und das ganze Tirol mit Bayr und Franzosen besetzt; denn in Wien wurde Friedensschluss gemacht; dann wurde Tirol gezwungen sich zu ergeben und sich theilen zu lassen. Ein Theil blieb bayrisch, der zweite illirisch, der dritte wurde französisch. Während dieser verhängnisvollen Zeit waren die Häringer Landesvertheitiger in 3 Kompagnien der Schronne Kirchbichl eingetheilt, zu jeder Kompagnie stellten sie 12 Mann und einen Korporalen. Einige standen unter dem Hauptmann Leonhard Ager, Mossegger Bauer zu Kirchbichl in Urspreng, gegen die Bayrisch Zeller. Einige unter Peter Stöckl, Zehenthofer Bauer zu Wörgl, beym Kichlsteg, Kiefer und Thierberg gegen die Andorfer. Einige kamen auf Befehl des Oberkommandandanten Andre Hofer, Sandwürth von Passeyer und unter Kommandierung des Landesvertheidigungs Mayor Joseph Speckbacher von Rinn mit einer Kompagnie von Kirchbichlern, Wörglern, und Schwoichern unter Joseph Kögl, Schullehrer zu Häring, nach Pinzgau, Weisbach, Hirschbichl, Brethelsgaden bis Schellenberg, 2 Stund vor Salzburg. Alle wurden öfters durch kleine Scharmützel von den Feinden angegriffen und mußten mit abwechselndem Glücke sehr viele Lebensgefahr und Ungemach ausstehen. Die Landsturm Männer wobey auch viele Häringer waren, jagten im September das bayrische König Leibregiment von Lofer bis nach Reichenhall und nahmen sehr viele gefangen. Viele wurden in die Salzach gejagt und viele wurde erschossen, auch von den unsrigen wurden einige bey Unken getroffen, aber nicht Häringer! Die Bergarbeiter verfertigten an verschiedenen Orten Schanzen und Gräben bei unterschiedlichen Kommandanten der Tiroler Landesvertheitiger .  .  .  Erstaunlich wäre es, wenn alles könnte beschrieben werden, was Tirol in diesen Jahr alles ausgestanden und gelitten hat, auch was nur die kleine Häringer Gemeinde zur bayrischen Armee und zur Kufsteiner Festung an Kühen, Fleisch, Häu, Stroh, Brod, Schmalz und der gleichen liefern mußte; wie viel sie Freunden und Feinden Fuhrwerk verrichten und mehrere Wochen ihre Knechte, Pferde und Wagen nicht mehr sachen, weil solche auf der Straße mit Gewalt weg genommen, entweders in Bayern oder Oberinnthal und Pusterthal fuhrwerken mußten; auch einige gar nicht mehr zurück kammen. Ungläublich wäre es wenn alles aufgezählt würde, was die Bauern das zur Kompagnie stellen der Knechte als Schützen und Landstürmer kostete und doch die Bauern bei der größten Feindesgefahr und Sturmläuten immer wiederum selbsten zur Vertheitigung eilen mußten. Sogar starke Weibsbilder eilten mit Heugabeln bewafnet nach dem Kufsteiner Wald.Auch lies der bayrische Festungskommandant Max Eicher mehrere tausend Kannonen Kugeln, Pommen, Haubitzen und Kartätschen auf die in einer Entfernung von einer viertel bis halben Stunde um die Festung gelagerten Tiroller schießen. Die Tiroller bestanden meistens aus: Schwoicher, Häringer, Söller, Ellmauer, Scheffauer, Kirchbichler ec. Im November forderte dieser Festungskommandant aus allen umliegenden Gegenden 3 Geiseln, welche aus wohlhabenden Bauern bestehen mussten und haften sollten, daß ihre Gemeinden ruhig sein sollten, wiedrigenfalls er sie zu erschüssen berechtigt sey. Aus der Gemeinde Häring waren besagte Geiseln Peter Aufinger, Schneiderbauer, Simon Horngacher, Thieserbauer, und Johann Egger Gattringerbauer. Da aber die Gemeinde in Häring ganz ruhig war so durften diese Männer nach Haus, aber viele andere mußten nach Ingolstatt, weil im Oberland immer neue Unruhen ausbrachen und die Leute durchaus nicht bayrisch sein wollten. Alle Feuer, Steingewehre und Pulver, alle Landsturmwaffen, sogar die Kirchenmörser mussten eingeliefert werden. Es solle in ganz kein Schuß mehr geschehen unter Todesstraffe.             
Aber die Buben schossen aus Holzstöcken doch in der heiligen Nacht, und die bayrischen Soldaten mussten sich beinahe tod laufen, diese Kerle zu fangen, und doch bekamen sie keinen. …… Den 5. December kammen Nachmittag unvermuthet 24 Mann bayirsche Soldaten nach Häring, umringten das Vikariats Haus und hollten den Schullehrer Joseph Kögl aus der Schule; die Kinder liefen weinend auseinander, und einige sahen händeringend durch die Fenster der Nachbarhäuser. Der Schullehrer wurde in den Kaiserthurm auf der Kufsteiner Festung verwahrt, wo sehr viele Landesvertheitigungs Offiziere und auch österreicheisch gesinnte Geistliche verwahrt waren; denn er wurde fälschlich angeklagt, mit die Bergknappen die anzukommen gesinnte bayrische Berg-wesens-Einrichtungs-Kommißion zu packen und aufheben zu wollen. Da aber die vom König anbefohlene Amnestie eingetretten, so wurde er nebst vielen anderen auf Weihnachten entlassen…… Für ein ausserodentliches Glück schätzten es sich doch die Häringer, daß, obschon sie so nahe bey der Landstrasse sind, doch sehr wenige Feinde ihren gesegneten Ort besuchten und nur wenig Raub und Plünderung und gar keine Brandstätte aufzuweisen haben, da doch in so vielen anderen Orten in Tirol so viele Kirchen und Dörfer ein Raub der Flammen oder noch mehrere ausgeraubt und eine Menge Menschen jämmerlich ermordet worden sind. Häring richtete sich bald wieder in die bayrische Ordnung; denn der Steinkohlen-Betrieb und Schiffstransport, welcher dieses Jahr natürlich sehr vernachlässiget wurde, musste schleunigst betrieben werden. Die Bauern führten auf Schlitten mit 2 Pferden über 30 Zenten nach Hall und bekammen von Zenten 48 kr. Frachtlohn. Auch die Bergarbeiter konnten sich vieles Geld verdienen.

1810 den 26. März starb Herr Vikar Jakob Scheitz, und es wurde der 5te Hochw. H. Vikar Balthasar Holzer aus Wildschönau hierher gesetzt. Diese Jahr Vorzüglich und wärend den bayrischen Regierungsjahren 1806 – 1814 waren öfters mehr oder weniger königlich bayrische Soldaten zu Häring im Standquartier und Durchmärschen; und sehr oft musste die Gemeinde viele Militärfuhren und Lieferungen machen. Auch wurde dieses Jahr sehr stark zum ersten mal rekrutiert und von Häring 5 Mann ausgehoben, welche alle Anno 1812 in Rußland mit mehreren 100 Tausend Deutschen, Franzosen, Italianern und Neapolitänern erfrorren un zu Grunde giengen.
1811 kamm H. Vikar Balthasar Holzer als Fruhmessner nach Kirchbichl und der P.Vikar Gaudenz Reithner